BILD.TERROR
 
Projekttitel
Analysen. Kommentare. Deutungen 11. September 2001
Ziel
Initiation, Konzeption und Organisation einer Vortrags- und Gesprächsreihe an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg zu den Bildern vom 11.September 2001
Finanzierung
Carl-Schurz-Haus/ deutsch-amerikanisches Institut e.V.
Ansprechpartner
Prof.Dr. Eva Manske (Carl-Schurz-Haus/ deutsch-amerikanisches Institut e.V.), Richard Schindler
Was getan wurde
Vortragsreihe mit dem Carl-Schurz-Haus/ deutsch-amerikanisches Institut e.V.

Anlass
Der Kameraschwenk nach Afghanistan signalisierte das Ende des Schocks - ohne tatsächlich dessen Ende zu sein. In Feuilletons und Magazinen, Fernseh- und Radiosendungen ging es seit Beginn der militärischen Reaktion um „andere Themen“: um Krieg und religiöse Hintergründe, um wirtschaftliche Folgen, Biowaffen und das Rätsel terroristischer Schläfer. Der Terroranschlag vom 11. September hat Fortsetzungen gezeitigt, die den Akt selbst in den Hintergrund der Aufmerksamkeit gerückt haben.

Undenkbar, dass ein Ereignis, von dem übereinstimmend gesagt wurde, es werde die Welt verändern, in so kurzer Zeit hinreichend bedacht ist. Die Eile, mit der die Katastrophe als primär politisch und religiös motivierte Tat klassifiziert und entsprechend beantwortet wurde, ist selbst ein Hinweis auf das Unerträgliche des Unverstandenen: Die Reaktion, so besonnen wie auch immer angekündigt, war eine Flucht - nach vorn. Die Bilder, die wir seit dem militärischen Angriff auf Afghanistan zu sehen bekamen, blieben hinter jenen zurück, deren Wucht, aller Katastrophenfilme zum Trotz, unvorbereitet traf.

Die Vortragsreihe soll der Sprache Raum geben, die die Schreckensbilder erpresst haben. Freilich ohne an deren Stelle zu treten: Vorträge und Gespräch wollen die Bilder vom 11. September vergegenwärtigen, Deutungen anbieten und vertiefen helfen. Fokus ist das Thema Bild im weitesten Sinn. Thematisch werden soll die Wirkmacht der Bilder, das Verhältnis von Bild, Gewalt und Tod.

Kunst, Musik oder Literatur: werden sie nach dem 11. September anders sein müssen? Oder liegt ihre Relevanz nicht gerade in der immer schon thematischen Kontingenz des Humanen? Haben wir das bisher nicht ausreichend zu Kenntnis genommen? Sind die Terrorbilder Anlass auch Kunst anders wahrzunehmen? Ist der spontane Kommentar von Karlheinz Stockhausen ein Hinweis darauf? Ist die Betroffenheit des Bundeskanzlers beim Anblick der „Wüste des Realen“ ein Hinweis auf die Irrelevanz der Kunst - oder auf die Kunstfremdheit der Politik? Haben wir nicht gelernt alles und jedes als Kunst wahrzunehmen – verbietet sich gerade dies angesichts der Bilder aus NY? Woher beziehen die Bilder ihre Kraft zu faszinieren? Kann man, muss man dem Bann der Bilder widerstehen?

Menschen in aller Welt haben die Bedeutung der Gewalt der Zerstörung und ihre gleichzeitige Bildwerdung intuitiv verstanden, - dennoch bedarf es der weiteren Anstrengung auch des Denkens. Das Unfassliche, das zu realisieren dem Willen einzelner Menschen gelang, ist unfassbar geblieben - wird es das bleiben müssen? Wie eilfertig verfasst auch immer die Deutungen der ersten Stunden und Tage gewesen sein mögen, waren sie nicht doch notwendige, höchst riskante Versuche den atemraubenden Bildern Worte nach zu tragen? Worte, die vielleicht nur in ihrer Gesamtheit eine adäquate Annäherung sind? Das Bemühen darum möchte die Veranstaltung fortsetzen.

Vortragende:
Klaus Theweleit, Freiburg
Otto Karl Werckmeister, Berlin
Wolfgang Flatz, München
Richard Schindler, Freiburg
Ulricke Sprenger (München)
Wolfgang Bock, (Weimar)