PRÄFORMATION UND TRANSFORMATION
Kunst im öffentlichen Raum
Einladungstext. Kunst ist und war im Öffentlichen Raum immer präsent: Denkmäler, Kunst am Bau, Performance - zum Beispiel. Wie gehen wir mit dieser Kunst um, wie bewahren wir sie, was macht die Kunst mit uns?

Als Expert_innen auf dem Podium: Prof.Dr. Martin Hagg (Baubürgermeister Stdat Freiburg), Prof.Dr. Angeli Jahnsen (Kunstgeschichtliches Institut, Uni Freiburg, Dr. Dagmar Danko (Kunstsoziologin) Richard Schindler (Künstler)

Moderation: Pia Maria Federer & Timothy Simms (Stadträt_innen)

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Richard Schindler
PRÄFORMATION UND TRANSFORMATION - KUNST IM ÖFFENTLICHEN RAUM
Kurzvortrag zum Podiumsgespräch am 28.06.2015

Der gewichtigste Gedanke zu meinem Kurzvortrag ist mir des Nachts im Bett gekommen. Das macht ihn verdächtig.

Friedrich Nietzsche hat einmal gesagt, trau keinem Gedanken, der nicht in Bewegung entstanden ist. Tatsächlich ist er zuzeiten kilometerweit marschiert, so dass er Schwester und Mutter schreiben konnte, er habe Waden, wie ein Soldat.

Trotzdem habe ich neben dem Bett einen Schreibblock. Nicht selten kommen mir nachts bedeutend scheinende Gedanken. Aufgeschrieben, sind sie deshalb aber keineswegs schon bedeutend.

Im berühmten Interview mit Alfred Hitchcock fragt Truffaut, ob Hitchcock für seine phantastischen Szenen und Kameraeinstellungen auch Träume verwende. Hitchcock antwortet mit einer Anekdote eines Regiekollegen, der ganz phantastisch träumte, aber, wie die meisten Menschen, am Morgen vergessen hatte. Dieser Kollege kam auf die Idee, sich Block und Stift bereit zu legen, um nachts noch aufzuschreiben, was er geträumt hatte. Eines Tages, beim Frühstück, muss er sich bekennen, dass er zwar wieder ganz großartig Aufregendes geträumt, aber eben auch wieder vergessen hatte. Da erst fällt ihm ein, alles aufgeschrieben zu haben. Er eilt ins Schlafzimmer, findet das beschriebene Papier und liest: Boy loves girl!

Wahrheiten sind wohl immer von solch unschlagbarer Schlichtheit. Ähnlich Aufschluss-reiches gab meine Nachtnotiz preis. Da stand: Nicht über Kunst sprechen!

Dem Rat Nietzsches folgend, habe ich mir diesen Satz beim Spazierengehen interpretiert: Das Sprechen über Kunst im öffentlichen Raum, sollte ich unserem Gespräch anvertrauen.

Nach altgriechischem Verständnis ist das Gespräch, der eigentliche öffentliche Raum. Im Gespräch kommen die Dinge zur Sprache und gewinnen Gestalt. „Öffentlichkeit konstituiert sich im Gespräch, … ebenso wie im gemeinsamen Tun“ (Habermas)

Statt über Kunst zu sprechen, sollte ich besser zeigen, wie sich unser Thema meiner Sicht darstellt.

Dazu möchte ich uns an die Bedingungen und Voraussetzungen erinnern, unter denen Kunstwerke im öffentlichen Raum sich zu bewähren haben. Oder, anders gewendet: Mich der Frage zuwenden, wie ist öffentlicher Raum? Wie sehen die Voraussetzungen aus, unter denen Künstlerinnen und Künstler operieren, wenn sie im öffentlichen Raum agieren?

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